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03.06.2003 - Berliner Zeitung -

03.06.2003 - Berliner Zeitung
Ein Masterplan fürs Lernen

Gewerkschaft legt Studie zu Bildungsausgaben vor: keine Überausstattung
Tobias Miller

Die Bildungausgaben in Berlin liegen nicht wesentlich über den Anstrengungen der anderen Ländern - aber auch nicht darunter. Berlin ist nicht "grundsätzlich überproportional gut ausgestattet", lautet das Ergebnis der Studie, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beim Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie in Auftrag gegeben hat. "Jetzt ist die Frage: Ist das Glas halb voll oder ist es halb leer", sagte Ulrich Thöne, Vorsitzender der Berliner GEW. Aus seiner Sicht müssten die wenigen Ausstattungsvorsprünge gehalten werden. Einsparungen könne es nur in Details geben. Notwendig sei ein Masterpaln für die Bildung in Berlin. Die Studie sehe er als Gesprächsangebot an den Senat, sagte Thöne. Am Montag morgen hat die Gewerkschaft die Studie Vertretern der Fraktionen im Abgeordnetenhaus vorgestellt.
In einer breit angelegten Untersuchung haben die Bildungsökonomen des Kölner Forschungsinstitutsdie Ausgaben der Stadtstaaten von Bremen, Hamburg sowie den Flächenländern Bayern und Rheinland-Pfalz mit denen Berlins verglichen. Berlin sei im Vergleich mit den anderen Bundesländern immer nocht relativ gut mit Krippen-, Kita und Hortplätzen ausgestattet, sagte Dieter Dohmen vom Forschungsinstitut bei der Präsentation der Ergebnisse. Das sei auch eine Folge der Widervereinigung, bei der die sehr gute Ausstattung mit Betreungsangeboten im Ostteil der Stadt dazugekommen war. Wenn die Zahlen insgesamt auch gut sind, zeigen sich doch Probleme im Detail. In Steglitz-Zehlendorf fehlten bereits Hort-Plätze, sagte Thöne. Und der relativ hohen Aufwendung von 6 500 Euro pro Platz - nur Hamburg gibt mit 7 500 Euro mehr aus - steht der schlechteste Betreuungsschlüssel gegenüber. 6,25 Kinder kommen auf eine Erziehern. Die Gründe für die hohen Personalkosten liegen an dem relativ hohen Lebensalter der Erzieherinnen und der besseren Qualifikation, sagte Dohmen.
Das Alters-Problem zeige sich auch bei den Schulausgaben, sagte Thöne. Hier gehöre Berlin mit 5 300 Euro pro Schüler zu den Spitzen, die Schüler-Lehrer-Relation ist aber nur Durchschnitt. "Es kommt darauf an, durch kontinuierliche Einstellungen wieder zu einer vernünftigen Altersmischung zu finden." Die Bildungsökonomen schlagen Einsparungen durch das Zusammenlegen von Oberstufen vor.
Auf den ersten Blick sind die Hochschulen überdurschnittlich gut ausgestattet, sagte Dohmen. Es gebe in Berlin einen extrem hohen Anteil von Langzeitstudenten und es werden in der Haupstadt vor allem die teuren Fächer wie Medizin und Ingenieurwissenschaften belegt. Hier müsse man überlegen, ob nicht Fachbereiche zusammengelegt werden können, sagte Thöne. Er übernahm auch den Vorschlag der Kölner Forscher nach einem Länderfinanzausgleich für die Hochschulen. Denn rund ein Drittel der Studierenden in Berlin sind nicht aus Berlin. Nach dem Gutachten könnte Berlin so 350 Millionen einnehmen, wenn die anderen zustimmen.

Der Artikel ist erschienen am 03. Juni 2003
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